Die Geschichte der Geräte-
und Regler-Werke Teltow
Von elektro-mechanischen Geräten zu Automatisierungsanlagen
1929 Nationale Radiator Gesellschaft
Die industrielle Entwicklung des Geländes zwischen der
Potsdamer Straße und dem Teltowkanal begann im Jahr 1929
mit der Ansiedlung der Firma
„Nationale Radiator Gesellschaft"
und der Errichtung einer Halle an der Oderstraße. Die Halle
wurde jedoch nur kurz genutzt und danach an
unterschiedliche Unternehmen verpachtet.
1936 Heinrich List Werke für Elektrotechnik und Mechanik
Heinrich List gründete auf der anderen Seite der Oderstraße
die Firma „Heinrich List Werke für Elektrotechnik
und Mechanik". Das Fertigungsprofil umfasste elektrische
Messgeräte, Prüfgeräte, Widerstände und Einrichtungen
für die Luftrüstung.
Im 2. Weltkrieg erfolgte überwiegend Rüstungsproduktion
1940 Ansiedelung der „Gesellschaft für Luftfahrtbedarf".
Ihre Produkte dienten ebenfalls der Luftrüstung.
1941 Firma Dr. Hell
Gründung der Firma Dr. Hell auf dem Gelände an der
Warthestraße. Auch diese Firma fertigte Spezialausrüstungen
für die Rüstung. Das Sortiment umfasste Fernschreiber,
Ausrüstungen für die Marine sowie Funk- und Ortungsgeräte.
Entsprechend ihrer Produktion für die Rüstung wurden die
Betriebe nach 1945 enteignet.
1946 Askania Feinmechanik und Optik GmbH Teltow
Gründung der Firma „Askania Feinmechanik und Optik GmbH
Teltow", einer Tochtergesellschaft der Firma
„Askania-Werke AG Berlin-Friedenau".
Hauptaktionär dieser Firma war die
„Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft".
1948 Zum 1. Januar wurde sie enteignet und in
"VEB Mechanik Askania Teltow" umbenannt.
Gleichzeitig wurde das ebenfalls enteignete Unternehmen
"Elektro Feinbau" in das neue Unternehmen integriert.
Die Firma begann ihre Tätigkeit mit 475 Beschäftigten
und dem Produktionsprofil der
beiden Vorgängerunternehmen.
1952 Anfang 1952 beschloss der neu eingesetzte Werkleiter
Josef Triebe (1952 - 1953) den Betrieb zu einem
Unternehmen der Industrieautomatisierung zu entwickeln.
Dementsprechend wurden Struktureinheiten für die
Projektierung, die Baustellenmontage und die
Inbetriebsetzung aufgebaut sowie die Produktion von
Mess- und Regelgeräten und Reglerschränken ausgeweitet.
1954 VEB Geräte- und Regler-Werke Teltow
(Firmenumbenennung)
1962 Eine zielstrebige und schnelle Entwicklung vollzog sich
unter dem Werkleiter Heinz Scheffler (1960 - 1970).
Er initiierte 1962den Beschluss des Volkswirtschaftrates
zur Übertragung der Verantwortung der GRW Teltow als
"Zentraler Anlagenbau der BMSR-Technik" in der DDR.
In der Folge dieses Beschlusses entstanden durch die
Übernahme von Teilen anderer Unternehmen folgende
Betriebsteile und Außenstellen:
Stammwerk Teltow mit Außenstelle Magdeburg,
Betriebsteil Cottbus mit Außenstellen Dresden und
Karl-Marx-Stadt,
Betriebsteil Leipzig mit Außenstelle Erfurt sowie die
Betriebsteile Berlin, Pirna, Treuenbrietzen und Stralsund.
1970 Verbunden mit umfangreichen Investitionen entwickelte
sich die Belegschaft bis auf ca. 12.000 Beschäftigte in
den 70er Jahren.
Zur Konzentration auf die Automatisierungstechnik erfolgte
eine umfassende Sortimentsbereinigung. Die GRW Teltow
waren immer das Zentrum der Automatisierung in der DDR.
Da das Unternehmen komplette Automatisierungsanlagen
projektieren und realisieren musste, bestand zwangsläufig
die Notwendigkeit, die Kompatibilität und Vollständigkeit der
Anlagen zu sichern. Diese waren immer ein System,
welches aus eigenen Produkten und aus Zulieferungen
bestand. Was aus Zulieferungen nicht erhältlich war,
musste selbst entwickelt und produziert werden.
Das Unternehmen entwickelte und produzierte hydraulische,
pneumatische und elektronische Automatisierungssysteme
und errichtete mit diesen Systemen komplette
Automatisierungsanlagen. Ende der 60er Jahre war die
Entwicklung der technologischen Anlagen in vielen
Industriezweigen so vorangeschritten, dass sie
mit den herkömmlichen Automatisierungsmitteln nicht mehr
beherrschbar waren, da das Volumen der Messstellen und
der Verknüpfungen eine neue Anlagengestaltung erforderte.
Die GRW standen vor der Aufgabe, sich zum Systemintegrator
zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund wurde 1970 eine
komplexe Forschung und Entwicklung für
Automatisierungsanlagen aufgebaut. Nach der Bildung dieses
Bereiches begann unverzüglich die Entwicklung einer neuen,
komplexen Generation von Automatisierungsanlagen
"ursamat K400". In diese Anlagen waren neben der
konventionellen Gerätetechnik erstmal
Prozessrechner vollständig integriert.
1972 Inbetriebnahme eines neuen Fertigungskomplexes für
standardisierte Blecheinheiten (Warten, Pulte und Schränke)
und kompletter Zentraleinrichtungen im Stammwerk Teltow.
Vorher befand sich die ZER-Fertigung in der alten Halle der
Nationalen Radiator Gesellschaft.
1983 Mit einem neuen Betriebsdirektor begann 1983 eine
umfassende Veränderung für das Unternehmen.
Mit ca. 200 Mitarbeitern wurde in den GRW das
digitale Prozessleitsystem "audatec" entwickelt.
(Entwicklungsstart 1975).
Der industrielle Einsatz von "audatec" erfolgte ab 1984.
Die damit geschaffene Anlagengeneration veränderte alle
betrieblichen Prozesse von der Projektierung über die
Fertigung, Montage und Inbetriebnahme bis zum Service.
Als eine von weltweit wenigen Firmen entwickelten die
GRW Halbleiter-Drucksensoren und schufen dafür eine
industrielle Fertigung in Kooperation mit
Mikroelektronik Stahnsdorf (Wafer).
Mit diesen Sensoren entstand eine neue Generation von
„audapas"-Betriebsmessgeräten für Druckmessungen.
Zur Kernkompetenz Messtechnik gehörten weiterhin die
„audaflux" Geräte zur Messung von Flüssigkeiten.
Dafür wurde der Betriebsteil Babelsberg als Entwicklungs-
und Fertigungszentrum profiliert.
Als weiterer wichtiger Schritt der Neuausrichtung des
Unternehmens wurden Betriebsteile und Außenstellen
ausgegliedert und direkt der Leitung des Kombinates
"Automatisierungsanlagenbau" in Berlin unterstellt.
1990 Die Umwandlung in eine GmbH zum 1.6.1990 erfolgte bei
gleichzeitiger Verselbständigung der Betriebsteile
Babelsberg und Treuenbrietzen. Mit der Siemens AG
hatten die GRW Teltow bereitlangjährige wirtschaftliche
Beziehungen. Es bestand eine Vereinbarung zur
gemeinsamen Automatisierung von Kernkraftwerken
und ein darauf aufbauendes Konzept einer Anlagentechnik
mit Komponenten beider Unternehmen.
Das war die Grundlage für Gespräche über eine weitere
Zusammenarbeit im Dezember 1989.
1991 Siemens-Anlagenbau Teltow GmbH
Letztendlich führte dies zum Kauf des Anlagenbaus
der GRW Teltow mit 1.200 Mitarbeitern zum 1.4.1991
und der Gründungder „Siemens-Anlagenbau Teltow GmbH".
Diese wurde zum 1.10.1992 in die Siemens AG integriert.
Die Tradition des Anlagenbaus wird somit bei Siemens
fortgeführt, jedoch nun in Berlin-Siemensstadt.
Weitere Ausgründungen
Die Produktion der Halbleiter-Messumformer wurde von
der Firma Endress+Hauser gekauft.
Die Halbleiter-Sensoren wurden weiterentwickelt.
Die Produktion von Messzellen mit den Halbleitersensoren
erfolgt weiterhin in Stahnsdorf als Betriebsstätte von
Endress+Hauser.
Der Betriebsteil Treuenbrietzen ist heute ein solides
mittelständisches Unternehmen der Metallverarbeitung.
Aus dem Betriebsteil Babelsberg entstand das Unternehmen
Vemmtec Messtechnik GmbH. Dessen Haupterzeugnisse sind
Wälzkolbenzähler und Zusatzgeräte.
Darüber hinaus haben sich auf dem GRW-Gelände
unterschiedliche Betriebe, vorrangig im Dienstleistungssektor,
angesiedelt. Die bedeutendste Firma ist das Mobilfunk-
Unternehmen O2, Region Ost.
Aus der Betriebsschule der GRW sind das Oberstufenzentrum
Technik und der Bildungsverbund Teltow der IHK Potsdam
entstanden. Beide haben etwa 1000 Jugendliche
in der Ausbildung.