Industriemuseum Region Teltow e. V.

Industriemuseum und Informationszentrum Berufsorientierung

Chronik

Von der Porzellanfabrik zum VEB Elektronische

Bauelemente "Carl von Ossietzky" Teltow

Porzellanfabrik Teltow GmbH

 

Der Teltowkanal war noch mitten im Bau, da siedelte sich 1904 die Berliner Porzellan-Manufaktur Conrad, Schomburg & Co GmbH  in Teltow an. Erste Produkte waren Haushalt- und Zierporzellan.

1908 scheidet Herr  Dr. Conrad aus dem Unternehmen aus. Seit dieser Zeit heißt das Unternehmen Porzellanfabrik Teltow GmbH und die Produktion wurde auf technisches Porzellan (Isolatoren) für Elektrotechnik und Chemie umgestellt.

 

Dralowid

 Als Nachfolgebetrieb des Porzellanwerkes in Teltow entstand ab 1929 das Dralowid-Werk (Drahtlose Widerstände).
Im Jahr 1932 erfolgte die Umwandlung der Teltower Porzellanfabrik in eine Verkaufs-GmbH. Gleichzeitig begann die Verlagerung des Dralowid-Werkes von Pankow nach Teltow. Diese Verlagerung war 1935 abgeschlossen und die Produktion von Widerständen lief voll an.
Die Liquidation der Porzellanfabrik wurde im Jahr 1938 beendet.

 

VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik
"Carl von Ossietzky" (WBN) Teltow

 LOGO WBN

Während des Krieges kam es zu Schäden an Gebäuden und Maschinen. Danach führte die Rote Armee eine Demontage durch.
Nur ganz allmählich war wieder eine bescheidene Produktion organisiert. Es konnten eine Anzahl Halbfabrikate geborgen werden, und in kleinen Schritten ging es vorwärts.
1948 wurden die größeren Betriebe - auch das Dralowid Werk - in Volkseigentum (VEB) überführt.
Der Firmenname wechselte 1953 von VEB Dralowid zu VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik "Carl von Ossietzky" (CvO).
Bereits seit 1952 erfolgte die Entwicklung und Laborproduktion von Halbleiterbauelementen. So wurden bis 1956 Keramikdioden, Germaniumdioden und erste Siliziumdioden, Glasdioden, Golddraht und Fotodioden entwickelt. Später erfolgte die Entwicklung von Leistungstransistoren und die Züchtung von Reinstsilizium.
1960 wurde die Halbleiterentwicklung- und Fertigung aus dem WBN ausgegliedert und das Institut für Halbleitertechnik "IHT" in Teltow in der ehemaligen Seifen- und Parfümfabrik Lohse - heute Lavendel-Residenz - gegründet. Dieses Institut bildete die Grundlage für das später gegründete Halbleiterwerk Stahnsdorf.

 

Bis 1955 wurde die Handfertigung von Schichtwiderständen so extensiv betrieben, dass die Jahresproduktion 30 Millionen Stück erreichte. Im Hinblick auf eine Automatisierung der Produktion wurden die Anschlüsse auf eine Stahlkappe mit angeschweißtem axialen Kupferdraht umgestellt. Für die Geräteindustrie war somit die Möglichkeit gegeben, eine leiterplattengerechte Bestückung vornehmen zu können.

Schwerpunkt der Massenfabrikation waren:

  • Kohleschichtwiderstände und

  • Metallschichtwiderstände

Daneben stellte man in Sonderfertigung auch spezielle Bauelemente in geringen Stückzahlen her:

  • Höchstohmwiderstände,

  • Widerstände mit verringerter Frequenzabhängigkeit (VHF, UHF) und

  • Hochlastwiderstände bis 60 kW (wassergekühlt)

Schon vor dem 2. Weltkrieg wurden im Dralowid-Werk in Teltow HF-Eisenerzeugnisse mit kleinem Temperaturkoeffizient unter dem Warenzeichen Draloperm hergestellt. Das ist ein Presserzeugnis aus Eisenpulver mit einer Teilchengröße unter 20?m, dem etwa 3% Kunststoff zur Isolation und zur Verfestigung zugesetzt werden. Über 1 Milliarde Gewindekerne aus diesem Material wurden in die Sowjetunion exportiert. Gefertigt wurden auch Zylinderkerne, Topf-, Haspel- und Ringkerne.

 

In den 1950er Jahren plante die VVB Rundfunk und Fernsehen (Vereinigung Volkseigener Betriebe) eine erhebliche Steigerung der Produktion von Radios und Fernsehern.

Das setzte voraus, dass die Zulieferer ihren Ausstoß ebenfalls steigerten. Im März 1959 wurde daher der Automatenbau gegründet. Und bereits zum nächsten Jahreswechsel konnte eine weitgehend mechanisierte Fertigung zum Probebetrieb freigegeben werden, die schnell beispielgebend für andere Produktionen wurde.

In den 1960er Jahren entwickelte man in Teltow eine Hochleistungsstrasse mit doppeltem Ausstoß und erreichte eine Steigerung von 50 Stück/Minute auf 95 Stück/Minute.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde ein Prototyp in der Produktion getestet und Anfang der 1980er Jahre liefen bereits drei Exemplare in Teltow. Dazu kamen zwei Straßen mit japanischen Maschinen, die bis zur Wende im Einsatz waren.

VEB Elektronische Bauelemente
"Carl von Ossietzky" (CvO)

 Logo EBT  Im Jahre 1970 wurde das Unternehmen
der  Stammbetrieb  des Kombinates VEB Elektronische  Bauelemente
"Carl von Ossietzky" (CvO). Mit der Kombinatsbildung waren für
den Betrieb viele neue Aufgaben und Herausforderungen verbunden.

So wurde die Filterfertigung mit den Schwerpunkten Mechanische Filter, Quarzfilter und Oberflächenwellenfilter ausgebaut und wesentlicher Forschungsschwerpunkt. Die Bedeutung dieser Filter ergab sich aus ihrem Einsatz in den verschiedensten volkswirtschaftlichen Bereichen. So fanden die mechanischen Filter Verwendung in der Fernmelde- und Anlagentechnik, die Quarzfilter in Funksprechgeräten und die Oberflächenwellenfilter in der Fernseh-ZF-Technik.

Mit dem Auftreten von kabelfesten TV-ZF-Fernsehempfängern wurde klar, dass man sich auf neue Fernsehfilter einstellen musste. Dafür wurde einkristallines Lithiumniobat (LiNbO3) benötigt. Da dieses Material unter die Embargobestimmungen fiel und somit schwer beschaffbar war, entschloss man sich, es selbst herzustellen.

Mit der Einführung des Farbfernsehens in der DDR steigerte sich der Bedarf an Widerständen pro Gerät auf 350 Stück.

Im Jahre 1989 wurden im VEB Elektronische Bauelemente in Teltow die höchsten Produktionszahlen erreicht. So wurden täglich 3 Millionen Widerstände produziert, 8000 OFW-Filter, 1000 Metallfilter und 600 000 Chip-Widerstände. Damit war das Jahr 1989 das Jahr mit dem größten Produktionsausstoß der Firmengeschichte. Mit dem Ende der Planwirtschaft waren diese Mengen aber nicht mehr absetzbar.

Nach der Wende wurde der Betrieb VEB Elektronische Bauelemente
"Carl von Ossietzky" (CvO) zunächst in "eltronik eb GmbH Teltow" umbenannt. 1991 wurde das Unternehmen durch die Treuhand an die Unternehmensgruppe Roland Ernst verkauft.

Es entstanden in der Folge durch Aus- und Neugründung zahlreiche kleinere Firmen, darunter:

  • Elektronische Bauelemente Vertrieb GmbH (EBV)

  • Telefilter GmbH

  • microtech GmbH

  • Industrieservice GmbH

  • Eldedor-Lackchemie GmbH

  • Technologisches Zentrum Teltow (TZT). Unter seiner Leitung    entstanden eine Reihe weiterer kleinerer Entwicklungsgruppen.

  • 1992   Beginn des Abrisses der Altbauten

    1993   Erstes Richtfest, Neubebauung des Techno Terrain Teltow
             Liquidation der Firma EBV GmbH und damit Einstellung der  
             traditionellen Widerstandsproduktion(ausser Chipwiderstände)

    1994   Ansiedlung weiterer Firmen auf dem Gelände:

                AOK Land Brandenburg

                Teltronik GmbH